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Fortuna hört zu!

Ein Epos für Vater und Sohn

Elisabeth Klecker

Das erste Großepos für Maximilian ist nicht etwa seinen Kämpfen zur Verteidigung der burgundischen Besitzungen gewidmet, sondern vereint zwei einander diametral entgegengesetzte und über ein Jahr auseinander liegende Ereignisse, seine Wahl und Krönung zum römischen König (1486) und die Gefangenschaft in Brügge, wo er vom 15. Februar bis zum 16. Mai 1488 in der Cranenburgh inhaftiert war. Mit dieser Zusammenstellung hat der Verfasser Helius Quinctius Aemilianus Cimbriacus (Giovanni Stefano Emiliano, 1449–1499) aus Vicenza (Cimbriacus, da man Vicenza als Gründung der Kimbern ansah) ganz offenkundig versucht, der speziellen Situation, der Doppelregierung von Vater und Sohn, gerecht zu werden: Kaiser Friedrich III. kann sowohl bei der Wahl als auch bei der Befreiung Maximilians eine aktive Rolle erhalten. Die Verbindung ist dadurch hergestellt, dass genau in der Mitte der fünf Encomiastica Fortuna eingreift: Könige zu stürzen ist das klassische Beispiel für ihre Macht, und so bildet ihr Neid das Scharnier. Dieser Neid entzündet sich freilich nicht nur am Faktum von Wahl und Krönung, sondern an den Glückwünschen der Gratulationsgesandtschaften, wie schon am Anfang des dritten Buchs angekündigt wird:

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Hommage an den Editor?

Maximilianspanegyrik eines Neo-Magister der Wiener Universität

Elisabeth Klecker

Am 11. August 1512 erschien in Wien bei Singriener und Vietor unter dem Titel Panegyris ein hexametrisches Lobgedicht auf Kaiser Maximilian I. (VD16 W 4305; ÖNB 79.Q.49; 21.573-B). Der Autor Adrian Wolfhard (14911545), ein Siebenbürger Sachse aus Enyed, ist ab 1509 an der Universität Wien nachweisbar und erwarb 1511 das Magisterium. In die Jahre 1511/12 fallen kurze Beiträge in Wiener Drucken, mit weiteren selbständig publizierten Werken dürfte Wolfhard jedoch nicht hervorgetreten sein, eine gewisse Bekanntheit hat er als Herausgeber des Janus Pannonius erlangt.

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Reading Maximilian

(Zeitgenössische) Leser von Panegyrik für Kaiser Maximilian I.



Wenn Verfasser von Panegyrik für Maximilian als Idealbild Augustus, der mit Vergil – so die Vita – über die Aeneis korrespondierte und dem Vortrag des Dichters lauschte, vor Augen hatten, so wurden sie bald von der Realität eingeholt: Der als neuer Augustus Gepriesene fand kaum Zeit zum Anhören von Reden in zeremoniellem Rahmen, auch in Widmungen an Funktionsträger in seinem Umfeld sieht man sich veranlasst zu betonen, dass dem Empfänger zwar nicht Bildung und Kunstsinn, wohl aber die Muße zur Lektüre fehlen werde.

Ausgehend von der oft gestellten Frage nach der Wahrnehmung neulateinischer Panegyrik will READING MAXIMILIAN (in erster Linie) zeitgenössischen Lesern nachgehen und zum Teil überraschende Rezeptionsspuren präsentieren: von handschrift­lichen Marginalien in Drucken über Exzerpte bis zu Imitationen und Kommentaren; auch Zeugnisse für den Eindruck, den ein mündlicher Vortrag hinterließ, sollen berücksichtigt werden.










Gastbeiträge (deutsch oder englisch, max. 2000 Wörter, geklärte Bildrechte) sind willkommen, per email an: elisabeth.klecker@univie.ac.at.


Gilg Sesselschreiber, Kunigunde von Österreich. Innsbruck, Hofkirche (Foto Elisabeth Klecker 2009)